verzückt spaziert miss strangeworth durch ihren garten, verzaubert lässt sie ihren blick schweifen, sie liebt ihre rosen über alles. die menschen liebt sie nicht, denn „die menschen sind lüstern und böse und verkommen und man muss sie im auge behalten.“ man ahnt übles. und man ahnt richtig. die amerikanische autorin shirley jackson schrieb 1965 diese kurzgeschichte über den horror der nachbarschaft, über misstrauen und verdächtigungen, titel: „die möglichkeit des bösen“. in ihrer inszenierung an den münchner kammerspielen verwandelt marie schleef die putzige kleinstadtidylle in einen albtraum aus pink und knallgrün, im zentrum und bis zur decke eine monströse rose, aus der ein auge blickt, big sister is watching you. gespielt wird eineinhalb stunden lang in zeitlupe und zu einem nervös-nervigen dauersound - das unterschwellige und unheimliche wird so auf die spitze getrieben. gesprochen werden keine zehn sätze, das stück besteht im wesentlichen aus den blicken von miss strangeworth: die exzellente johanna eiworth im, natürlich, pinkfarbenen seidenkleid lächelt freundlich und schmunzelt, wenn sie den leuten begegnet, sie dreht sich nach ihnen um, kneift die augen zusammen, beobachtet scharf, nichts entgeht ihr, alles scheint in ihr weltbild zu passen, das penetrante lächeln gerät zum giftigen grinsen. zuhause schreibt sie anonym gemeine briefe an ihre nachbarn, streut verleumdungen und feindseligkeiten ins miteinander. während der theaterraum mit rosenduft geflutet wird, deuten abstrakt-wirre videosequenzen katastrophen an. diese garstige kleine geschichte macht überdeutlich, welche abgründe hinter freundlichen gesichtern und idyllischen fassaden lauern können. eine durchaus politische botschaft.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen