und was
meint eigentlich friedrich dürrenmatt zum geplanten theaterneubau? „es spricht
nicht gegen die stadt, dass die pläne noch nicht verwirklicht sind. besser kein
theaterleben als ein hochsubventioniertes mittelmässiges, wie es in der
deutschen schweiz getrieben wird.“ hoppla. besser kein theaterleben, sagt
einer, der vom theater lebt. der kritische einwand galt natürlich nicht den
plänen in luzern, sondern jenen in seiner wahlheimat neuchâtel. dürrenmatt
formulierte ihn in seinem autobiografischen text „vallon de l’ermitage“ in den
achtziger jahren. der alte meister lebt nicht mehr, schnee von gestern also?
immerhin mag die dürrenmattsche intervention zu gedanken über das verhältnis
von verpackung und inhalt anregen, über die architektur und die kunst, die
darin produziert wird. garantiert ein bau auf der höhe der zeit auch für
theater auf der höhe der zeit? oder ist es nicht gerade umgekehrt so, dass
bescheidene räume und mittel zu kreativen höchstleistungen führen? beides ist
möglich, für beides gibt es grossartige beispiele. kein
theaterleben, lieber dürrenmatt, ist keine option. theater spiegeln die
gesellschaft und beleben sie, sie sind vitaminspritzen für eine stadt. luzern
braucht dringend ein neues theater, über verpackung und inhalt darf weiter
gestritten werden, damit eben nicht hochsubventioniertes mittelmass resultiert.
das neue théâtre du passage in neuchâtel wurde dann übrigens doch noch
realisiert. zur einweihung spielte man „die ehe des herrn mississippi“, ein
stück von – genau! – dürrenmatt. der war da schon zehn jahre tot.
Sonntag, 23. April 2023
LUZERN: DÜRRENMATT UND DAS NEUE THEATER
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen