Sonntag, 23. April 2023

LUZERN: DÜRRENMATT UND DAS NEUE THEATER

und was meint eigentlich friedrich dürrenmatt zum geplanten theaterneubau? „es spricht nicht gegen die stadt, dass die pläne noch nicht verwirklicht sind. besser kein theaterleben als ein hochsubventioniertes mittelmässiges, wie es in der deutschen schweiz getrieben wird.“ hoppla. besser kein theaterleben, sagt einer, der vom theater lebt. der kritische einwand galt natürlich nicht den plänen in luzern, sondern jenen in seiner wahlheimat neuchâtel. dürrenmatt formulierte ihn in seinem autobiografischen text „vallon de l’ermitage“ in den achtziger jahren. der alte meister lebt nicht mehr, schnee von gestern also? immerhin mag die dürrenmattsche intervention zu gedanken über das verhältnis von verpackung und inhalt anregen, über die architektur und die kunst, die darin produziert wird. garantiert ein bau auf der höhe der zeit auch für theater auf der höhe der zeit? oder ist es nicht gerade umgekehrt so, dass bescheidene räume und mittel zu kreativen höchstleistungen führen? beides ist möglich, für beides gibt es grossartige beispiele. kein theaterleben, lieber dürrenmatt, ist keine option. theater spiegeln die gesellschaft und beleben sie, sie sind vitaminspritzen für eine stadt. luzern braucht dringend ein neues theater, über verpackung und inhalt darf weiter gestritten werden, damit eben nicht hochsubventioniertes mittelmass resultiert. das neue théâtre du passage in neuchâtel wurde dann übrigens doch noch realisiert. zur einweihung spielte man „die ehe des herrn mississippi“, ein stück von – genau! – dürrenmatt. der war da schon zehn jahre tot. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen