100 gegenstände liegen auf einem langen tisch im kunstmuseum solothurn. 100 persönliche gegenstände von 100 solothurnerinnen und solothurnern: ein geigenbogen, ein notizbuch mit rezepten, ein teddy, ein fcb-shirt, ein globus. ein querschnitt durchs leben, ein abbild der befindlichkeit. „100% solothurn“ ist der neuste streich des kunstkollektivs rimini protokoll. in dutzenden von städten weltweit zogen sie „100%“ bereits durch, casteten dort aufgrund der demografischen daten jeweils eine hundertschaft, porträtierten diese leute und versammelten sie auf einer bühne, wo alle eine für sie wichtige frage stellen konnten und sich die anderen 99 dann um das ich- oder ich-nicht-schild gruppierten. wollt ihr so leben wie eure eltern? wer will besser sein als die anderen? wer ist schwanger? wer kann eine schusswaffe bedienen? wer war schon mal obdachlos? die menschen hinter den statistiken bekommen ein gesicht. das kunstmuseum solothurn widmet rimini protokoll jetzt eine umfassende schau, weil stefan kaegi, einer der drei mittäter, hier seine wurzeln hat. in sieben sälen werden projekte aus den vergangenen zwei jahrzehnten ausgebreitet: wie sie 2015 mit dem publikum des hamburger schauspielhauses die welt-klimakonferenz von paris vorab inszenierten; wie sie pieter bruegels 450 jahre alte bilder bäuerlicher gesellschaften und die globalen netzwerke der lebensmittelindustrie zusammenbringen; wie sie einen oktopus, der auf dem fischmarkt hätte landen sollen, in einem 1300-liter-becken auf einer theaterbühne präsentieren und poetisch performen lassen; wie sie sich auf verschiedenen kontinenten auf die spuren von menschen machen, deren biografien von waffen geprägt sind. man denkt über politik nach, man denkt über kommunikation nach, über den eigenen alltag und den eigenen beitrag zur welt. rimini protokoll, das ist überbordende phantasie und höchste brisanz.
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