Freitag, 24. März 2023

BASEL: DIE PERSER

ein klagelied gegen den krieg. das älteste erhaltene drama der welt, aischylos´ „die perser“, ist ein klagelied gegen den krieg, ein stück gegen die unmenschlichkeit eines wahnsinnigen diktators. aufführen also, jetzt!! die regisseurin sahar rahimi, die aus dem iran stammt und die unterdrückung und den damit verbundenen schmerz mit sich trägt, nimmt am theater basel den alten text von aischylos, unverändert, und stellt ihm aktuelle bilder gegenüber: kontrastierende zeiten, übereinstimmende botschaften. die bühne von evi bauer zitiert das berühmte bild „dead troops talk“ von jeff wall (1992): schwerst verwundete soldaten liegen auf einem zerschossenen abhang, vor dem sich hier immer wieder der chor der klageweiber positioniert. und auch der bote, der den persern die nachricht von der niederlage ihrer flotte und ihres heeres in der schlacht bei salamis überbringen muss, kommt aus der tiefe dieses trümmerfelds. es ist der eindrücklichste moment dieses abends, wie julian anatol schneider diesen langen, sehr langen monolog direkt an der rampe zum publikum spricht, als ein tief traumatisierter, völlig verstört von den kriegsgräueln, die er nicht nur zu berichten, sondern als augenzeuge selbst erlebt hat. später wird der gleiche schauspieler, jetzt als kriegsherr xerxes, von einem kind, das kurz zuvor blumenbedeckt auf dem totenbett lag, an der hand genommen, stumm blicken sie in die ferne, nichts als schutt und asche. das sind unheimliche bilder. anderes wirkt weniger kohärent: wenn die klagenden frauen plötzlich zu heutigen insta-ladies mutieren, die die kriegsopfer nicht nur aus nächster nähe ablichten, sondern sich auch noch an ihnen vergehen, mag dies eine durchaus beabsichtigte umkehrung der verhältnisse sein, wirkt in dieser klischeehaftigkeit aber doch arg verkürzt. aischylos´ starker text funktioniert auch ohne mätzchen.

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