Montag, 8. November 2021

MÜNCHEN: TATORT ISARPHILHARMONIE

wenn da nur nicht dieser „tatort“ gewesen wäre am vorabend: „hast du gewusst, dass orchestermusiker den selben stress-level haben wie formel-1-piloten?“ fragt der eine kommissar den anderen angesichts der brutalen, blutigen rivalitäten unter den jungen orchester-aspirantinnen in der gasteig-philharmonie. wenn nicht dieser „tatort“ gewesen wäre, könnte man sich jetzt tags darauf einfach nur freuen an den 82 jungen musikerinnen und musikern des symphonieorchesters der hochschule für musik und theater beim benefizkonzert von yehudi menuhins stiftung live music now in der isarphilharmonie. 82 mal pure motivation, pure energie – aber eben vielleicht auch knallharte konkurrenz um den nächsten und besten orchesterposten? und dann rennt auch noch, mitten im dritten satz von schumanns cellokonzert, eine kontrabassistin vom podium – exakt wie der junge oboist im „tatort“ nach der brechmittel-attacke. themenwechsel: die isarphilharmonie ist ein provisorium, das ausweichquartier während der gasteig-totalrenovation, für 43 millionen hingezaubert von gerkan, marg und partner (architekten) und yasuhisa toyota (akustik). „willkommen im süden“ heisst der offizielle slogan, die lage der isarphilharmonie neben dem fernheizkraftwerk und weit ab vom zentrum ist gewöhnungsbedürftig. doch dann: begeisterung – und absolute übereinstimmung mit allen, die in dem monat seit der eröffung schon hier waren und aus dem schwärmen gar nicht mehr rauskommen. elegant wirkt dieser konzertsaal und dank dem anthrazitfarbenen holz trotz seinen 1900 plätzen durchaus auch intim, mit einer warmen und im gegensatz zum gasteig transparenten akustik, die die 82 jungen musikerinnen und musiker unter der leitung von marcus bosch vor allem in bruckners siebter prächtig zur geltung bringen. die münchner klassik-szene hat einen tollen neuen tatort.

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