Mittwoch, 3. November 2021

MÜNCHEN: EDWARD II.

weit, weit nach hinten rennen sie auf der bühne des nigelnagelneuen münchner volkstheaters, als müssten sie bis wolfratshausen. und auch die auftritte kommen, gefühlt, aus diesem wolfratshausener nichts. vorne dreht sich die drehbühne und dreht und dreht. das also schafft intendant christian stückl mit seiner eröffnungsinszenierung von christopher marlowes „edward II.“ (1591/92) schon einmal perfekt: die luxuriösen verhältnisse und dimensionen seines neuen hauses vorzuführen. liegt ja auch was drin für 131 millionen euro. auf der einen seite der drehbühne steht ein thron (symbol der macht), auf der anderen seite eine badewanne (symbol der lust). im üppigen schaum dieser wanne vergnügen sich der englische könig edward II. und sein französischer lover gaveston, den er verküsst und vergöttert. alexandros koutsoulis gibt gaveston als grandiosen vor- resp. wiedergänger von frank´n´furter aus der rocky horror picture show, jan meeno jürgens seinen edward als unverkennbare kopie ludwigs II. gegen ende liegen die leichen dann sowohl neben dem thron als auch in der wanne: einiges schief gelaufen zu hofe – adel, politik und kirche konnten sich nicht erwärmen für die präferenzen des königs. natürlich taucht stückl alles, kulissen und kostüme, in sattes pink, denn seine inszenierung will ein grelles statement sein gegen die latente homophobie unserer tage. und die, die´s nicht glauben wollen, dass diese homophobie trotz ehe für alle noch existiert, bekommen´s im programmheft penetrant unter die nase gerieben. so weit alles klar. die grosse irritation an diesem abend ist eine andere: durchschnittsalter des publikums wohl 65, vielleicht sogar 70. wer sitzt in ein paar jahren in diesem neuen, tollen, teuren theater?

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