durchs
band euphorisch wird joana mallwitz von leuten beschrieben, die mit ihr
zusammenarbeiten oder schon eines ihrer dirigate erlebt haben. superlative noch
und noch. und bereits auch vergleiche mit karajan oder petrenko. dabei ist die
generalmusikdirektorin am staatstheater nürnberg gerade mal 33 jahre alt. man
darf also gespannt sein – und nutzt deshalb gerne die gelegenheit, im rahmen
einer öffentlichen probe im opernhaus zu besichtigen, wie frau mallwitz
arbeitet. was als erstes auffällt: sie fällt zunächst gar nicht auf, keine allüren,
nix, die schlanke frau mit den kurzen blonden haaren und den langen armen
könnte auch die violinistin aus der dritten reihe sein. was als zweites
auffällt, wenn sie dann loslegt: ihr körpereinsatz, voller körpereinsatz,
totaler körpereinsatz. sie dirigiert nicht nur mit den händen, den armen, den
augen, sie ist dermassen in bewegung, tanzend, springend, dass das podest
beinahe zu klein wird. auch dieser körpereinsatz ist weder allüre noch
show, nein, joana mallwitz nimmt das orchester und die solisten auf diese weise
mit, hinein in einen strudel, das ist kein musiktheoretischer ansatz, das ist
ihre form von kommunikation, das ist physische aktion, das ist energie pur, die funken schlägt. wir
sind bei verdi, „don carlos“, vierter akt, ein dunkler moment: zwei bässe sind
auf der bühne, der einsame spanische könig philipp (nicolai karnolsky) und der
eiskalte grossinquisitor (taras konoshchenko), der ihm rät, seinen sohn carlos
aus dem weg zu räumen. was bei anderen dirigenten oft zu wohligem schaudern
führt, gestaltet die mallwitz mit ihrer körpersprache zu einem ebenso düsteren
wie explosiven polit-krimi. atemberaubend.
(einen tag nach diesem post wurde joana mallwitz in der kritikerumfrage des fachmagazins "opernwelt" zur DIRIGENTIN DES JAHRES gewählt)
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