Montag, 16. September 2019
MÜNCHEN: AIDA IM ÄGYPTISCHEN MUSEUM
am
ende, nach ihrem liebestod im felsengrab, stehen aida und radamès je in einer vitrine,
einbandagiert und konserviert für die ewigkeit. opera incognita zeigt giuseppe verdis
„aida“ im staatlichen museum ägyptischer kunst in münchen. in der kühlen
sichtbetonhalle, die sonst für wechselausstellungen verwendet wird, sind diese
gläsernen schaukästen die einzigen bühnenelemente. auch verdi selbst wird mal
in einer vitrine vorbeigerollt, oder eine altägyptische sitzgelegenheit, oder
ein dolch aus dem italienischen risorgimento (der entstehungszeit der oper),
oder die legendäre schaufel aus hans neuenfels´ skandal-inszenierung von „aida“
1981 in frankfurt, die als grundstein moderner musiktheaterregie gilt.
mit viel augenzwinkern also verfolgt regisseur andreas wiedermann hier william
faulkners berühmten ansatz: „es ereignet sich nichts neues. es sind immer
dieselben alten geschichten, die von immer neuen menschen erlebt werden.“ was
eignet sich da besser als die geschichte der äthiopischen sklavin und des
ägyptischen feldherrn, deren liebe alle grenzen, schichten und konventionen
hinter sich lässt? mit zweidimensionalen gebärden bewegen sich protagonisten
und chöre – originell und überzeugend – der endlosen betonwand entlang, wie auf
alten vasen oder steinernen vliesen. ganz schön mehrdimensional dafür die
musik: der musikalische leiter ernst bartmann hat für das bloss 13köpfige
orchester eine fassung geschrieben, die weder die triumphale wucht noch die
feinheiten des originals vermissen lässt. was auch für die solisten gilt: kristin
ebner (aida), anton klotzner (radamès), robson bueno tavares (ramfis) und
torsten petsch (amonasro) verfügen alle über phantastisches stimmmaterial.
grosse oper im museum – die alten geschichten, immer wieder neu.
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