Montag, 23. September 2019

MÜNCHEN: HOW TO GET RID OF A BODY

cool sieht er aus. a touch of spiderman. léonard engel hat sich ein ganzkörpertrikot mit zebramuster übergezogen. jetzt wälzt sich der choreograf und performer, der früher acht jahre im bayerischen staatsballett tanzte, auf dem boden, streckt arme und beine von sich, zieht sich zusammen, verknotet sich und bewegt sich robbend auf eine ecke der bühne hin, wo ein teppich mit zebramuster liegt. zebra auf zebra: solange er sich nicht bewegt, wird der tänzer jetzt quasi unsichtbar, sobald er sich bewegt, setzen die irritationen beim zuschauer ein. wölbt sich jetzt der teppich? oder der tänzer drauf? ist er überhaupt noch da? strategien der täuschung und verfremdung sind léonard engels leidenschaft. „how to get rid of a body. a magic manual“ heisst der abend im theater hochx in der münchner au. engel versucht sich – das warum bleibt er uns schuldig – auch noch in einem leichensack zum verschwinden zu bringen und in einem wurzelgestrüpp. alles sehr experimentierfreudig und langsam und beschaulich, alles auch ein wenig selbstverliebt. fürs publikum ist diese sehschule mal amüsante, mal anstrengende herausforderung. anstrengend vor allem dann, wenn nicht nur die sehnerven gefordert sind, sondern der komponist korhan erel von der hinterbühne aus mit arg krassen live electronics auch noch die hörnerven attackiert. dann wird einem die erklärte botschaft des abends doppelt bewusst: man kann seinem eigenen körper nicht entkommen. er bleibt uns, hartnäckig, allen attacken und transformationen zum trotz.

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