Freitag, 6. September 2019

LUZERN: TRISTAN UND ISOLDE, FRAGMENT

das war nun nicht wirklich festival-würdig: die amerikanische sopranistin christine goerke kämpft mit dem permanent runterrutschenden notenständer, im zwei-minuten-takt hebt sie ihn wieder hoch; der australische tenor stuart skelton kämpft mit einer – kein witz – runterrutschenden hose, im zwei-minuten-takt klammert sich seine linke hand daran fest, um ein malheur zu vermeiden. das ist erstens ärgerlich und zweitens weder der konzentration des publikums noch jener der protagonisten förderlich. und die sollten hier beim lucerne festival doch immerhin den zweiten aufzug von richard wagners „tristan und isolde“ stemmen, ein musikalischer und stimmlicher kraftakt sondergleichen, gerade wenn er nur konzertant dargeboten wird. die ersten rund 30 minuten kämpfen tristan und isolde zudem auch noch mit dem royal concertgebouw orchestra, das von daniel harding zu nicht eben sängerfreundlicher lautstärke hochgepeitscht wird, und da die solisten hinter dem orchester platziert sind, bleiben sie oft schlicht chancenlos. erst zum „o sink hernieder, nacht der liebe“ pegelt sich das alles ein, wird plötzlich hörbar, dass dieser erotische rausch nicht von einer klangmasse, sondern von 80 einzelnen instrumenten begleitet und befeuert wird. am schluss begeisterter applaus – was vor allem eines beweist: dass wagners wahnsinnswerk wunder wirkt, dass auch defekte notenständer und schlecht sitzende hosen diesem ekstatischen und schier endlosen ringen um liebe und tod nichts anhaben können.   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen