Dienstag, 2. Oktober 2018

PARIS: LES HUGUENOTS

paris, 23.mai 2063, aus dem tagebuch eines unbekannten soldaten: "nous, la fière jeunesse de la république, sommes appelés par dieu et par le peuple, à anéantir et à brûler dans le jardin terrestre de dieu tout ce qui ne relève pas de la vrai foi." religiösen fanatismus wird es immer geben, deshalb stellt regisseur andreas kriegenburg dieses fiktive zitat aus der zukunft als klammer über seine inszenierung von giacomo meyerbeers "les huguenots" an der pariser bastille. diese oper über die tödlichen glaubenskriege rund um die bartholomäusnacht 1572 und damit verbundene private intrigen und schicksale aus der zeit zu lösen, ist eine plausible idee. doch kriegenburg scheitert: er arrangiert viereinhalb stunden lang erlesene tableaux vivants; menschen in kostümen aus sündhaft teuren stoffen bevölkern blendend weisse räume, die in verführerisch schönes licht getaucht werden. trotz vereinzelten blutspuren landet das ganze immer wieder ungebremst in der kitschfalle, der hochpolitische stoff wird hochästhetischen bildern geopfert. das ist opern-kulinarik von ihrer üblen seite. dafür ist der lange abend musikalisch ein ereignis. die frauen, die die streitenden parteien versöhnen wollen, tun dies mit betörenden stimmen: lisette oropesa als marguerite de valois mit in allen farben funkelnden koloraturen, ermonela jaho als ihre vertraute valentine mit dramatischer wucht. der italienische dirigent michele mariotti arbeitet den reichtum von meyerbeers melodien in jedem einzelnen takt heraus, mit grossem gespür für die massenszenen dieser grand opéra genauso wie für intime, kammermusikalische momente. das ist opern-kulinarik von ihrer besten seite.

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