Sonntag, 7. Oktober 2018
PARIS: ZWEI, DIE MIT 28 STARBEN
egon
schiele lebte von 1890 bis 1918, jean-michel basquiat von 1960 bis 1988. beide
starben mit 28, schiele an der spanischen grippe, basquiat an einer überdosis. die
fondation louis vuitton im bois de boulogne in paris kombiniert das werk vom
anfang und jenes vom ende des vergangenen jahrhunderts zu einer riesigen, faszinierenden schau – überbordend wie das fieberhafte
künstlerleben der beiden: wiener moderne meets street art. im untergeschoss
schieles grenzerfahrungen zwischen eros und tod, dazu zahl- und aufschlussreiche
selbstporträts, die verdeutlichen, wie sehr der junge mann an der welt und an sich selbst litt: schiele als vitaminarmer jüngling,
schiele als zynischer skeptiker, schiele als diabolisches monster. und dann,
nahtlos, basquiat! auch er ein produktiv leidender! weit über 100
grossformatige (zum teil selten, zum teil nie gezeigte) werke in x räumen auf x
etagen. allein diese fülle haut einen um. mit fettkreide und ölfarbe schmiert
er wände und leinwände voll. alles hat er schon als jugendlicher verschlungen,
anatomische und ökonomische studien, bibel und bebop, afrikanische diasporakultur und
klassische literatur. und alles taucht in seinen farbigen, wilden bildern wieder auf,
ebenso expressiv wie dekorativ. mit copy/paste in vollendeter form schafft er knallige,
pulsierende ikonen der moderne. was für eine lebensgier vor dem viel zu frühen
tod. ein einziges bild fällt völlig aus dem rahmen: nur zwei figuren, ein rotes
strichmännchen auf einem knieenden skelett, viel leere graue leinwand. es
könnte eine skizze von schiele sein. „riding with death“ war eines von basquiats
letzten werken.
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