die
dame gehört nicht mehr zu den jüngsten. die dame sollte bei 31 grad am schatten
eigentlich keinen hochleistungssport mehr betreiben. die dame ist 61. sie trägt
ein weisses t-shirt mit der aufschrift „sex, roll, rock, drugs“. sie trägt
dieses t-shirt zu einer edlen olivfarbenen trainingshose mit weissen streifen
und einer jacke aus rotem leder oder eher kunstleder. das würde bei jeder
anderen frau in diesem alter peinlich wirken. nicht bei gianna nannini. sie ist
so was von fit und so was von gut drauf an diesem traumhaften abend beim „live
at sunset“ im zürcher dolder. ciao a tutti, sagt sie, wie eh und je, und legt
dann los: i maschi innamorati, io senza te, latin lover, oh marinaio, profumo,
america, bello e impossibile. es sind die songs, mit denen frau nannini das
publikum durch die vergangenen vier (!)
jahrzehnte begleitet hat – und dies mit einer beachtlichen erfolgsquote:
viele rüstige rentner summen und pfeifen und klatschen und stampfen mit, was
das zeug hält, und retten ihre wilde vergangenheit in eine immerhin noch
halbwilde gegenwart. älter werden mit gianna, nicht das schlechteste programm.
power und poesie, nicht der schlechteste mix. immer wieder zwinkert sie
jemandem zu, scherzhaft, herzlich, wie unter alten freunden. alles stimmt an
diesem abend, und deshalb schreckt sie auch vor den grössten schnulzen nicht
zurück: „volare“, mit dem domenico modugno 1958 am festival von sanremo abgeräumt
hat, italien ist überall, volare con tutti, nel blu dipinto di blu.
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