im nachthemd sitzt der spanische könig auf der bettkante, unruhig, fassungslos,
allein. er beklagt, dass seine frau ihn nicht liebt, nie geliebt hat, weil sie
schon vor ihrer politisch motivierten vernunftehe seinem sohn carlo zugeneigt
war. er beklagt, er jammert, steht auf, legt sich wieder hin, wälzt sich
verzweifelt auf dem bett. zwischendurch packt er die prächtige purpurrote
königsrobe, wohl in der hoffnung, dieses äusserliche zeichen seiner macht möge
ihm halt geben in seinem privaten unglück, und lässt sie wieder fallen. rené
pape singt diesen philipp II. hinreissend und spielt berührend: "ella giammai
m'amò." weil diese intimen momente, die die menschen hinter den königlichen und
kirchlichen macht- und drohkulissen zeigen, so präzis gearbeitet sind, entfaltet
jürgen roses inszenierung von verdis "don carlo" an der bayerischen staatsoper
immer noch eine enorme kraft, obwohl seit der première 15 jahre vergangen und
längst andere sänger im einsatz sind. auch die bühne erweist sich als zeitlos:
ein dunkler, sich nach hinten arg verengender raum wird zum kerker für alle
menschlichen regungen, ein raum zum ersticken. einen ähnlich intensiven eindruck
wie rené pape hinterliess in unserer vorstellung auch der italienische bariton
simone piazzola als posa, der mitfühlende freund und vermittler. die übrigen
stimmen (alfred kim als don carlo, anja harteros als elisabetta, anna smirnova
als eboli) sind für sich alle hochkarätig, wollten aber unter der leitung von
asher fisch kein rundes ganzes ergeben. was man bei einer aufführung im rahmen
der opernfestspiele und entsprechenden preisen doch eigentlich erwarten
dürfte.
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