Montag, 17. März 2014

SURSEE: DIE SCHWARZE SPINNE

es beginnt ganz harmlos. auf der kleinen bühne im somehuus sursee berichten drei frauen und drei männer mit barocker lust von einem üppigen taufessen im emmental, von züpfen und braten und vollen bäuchen. fast beiläufig tauchen die horrorgeschichten aus der vergangenheit auf, als die zugereiste christine einen pakt mit dem teufel einging, um die not der talbewohner zu lindern, und dann nicht zur retterin, sondern zum sündenbock wurde. regisseurin bernadette schürmann interessiert an gotthelfs novelle von der schwarzen spinne die zeitlose soziale dynamik, der umgang mit aussenseitern. flink lässt sie die figuren zwischen erzählen und spielen wechseln, minimale aktion, das wesentliche passiert in den worten und zwischen den worten: kein offener konflikt wird in diesem tal ausgetragen, sondern gemeinheiten und ausgrenzungen vergiften das klima. das gelingt den laiendarstellern ganz vortrefflich, dieses unterschwellige, heimliche, bedrohliche. kontrastierend zu diesem bewusst schlichten szenischen ansatz illustriert christian johannes koch das innenleben der dorfleute mit so raumfüllenden wie rauschhaften projektionen: blutrote wälder jagen vorbei, dunkle wolken werfen noch dunklere schatten, schwarze flecken wachsen bedrohlich über alle wände, dazwischen gellende schreie und gequälte akkordeontöne - keine idylle im emmental, sondern seelische not und grausamkeit. man versteht christine gut, wenn sie andeutet, "wie's grumoret hed i mim gmüet".

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