Donnerstag, 6. März 2014

BERLIN: WIE MAX FRISCH SCHREIBT

in den vorabdrucken und rezensionen zu max frischs „berliner journal“ drehte sich, einigermassen voyeuristisch, alles um seine notizen über schriftstellerkollegen (johnson, andersch, becker, grass) und den ddr-alltag. jetzt, beim lesen, die grosse überraschung: wie sehr ihn sein eigenes schreiben umtrieb. berührende sätze über veränderte wahrnehmung und veränderte wiedergabe: „wenn es zu erfahrungen kommt, so nur noch durch schreiben.“ (s.62) – „die hormone und die sprache! tatsächlich wird jeder satz unsinnlich.“ (s.67) – „ich sitze meistens an der schreibmaschine, weil es mir da am wohlsten ist.“ (s.70) – „nachlassen der erfindungskraft.“ (s.79) – „beim schreiben kann man wenigstens nachsehen, was man vorher gesagt hat; aber das verrät auch nicht immer, was man hat sagen wollen.“ (s.88) – „denken und veröffentlichen sind zweierlei; das schärft vielleicht das denken.“ (s.93) – „diese schriftlichen anstrengungen gegen das tägliche vergessen und was dann im netz hängen bleibt: dasselbe, dasselbe, dasselbe.“ (s.108) – „wenn man nicht genau weiss, was einen beschäftigt.“ (s.137) – „es wäre noch einiges zu sagen, o ja, sogar viel, aber es müsste sehr genau gesagt sein.“ (s.154) – „ich weiss nicht, was arbeiten. langeweile rundum.“ (s.163) – max frisch ist da 63. fünf jahre später erscheint „der mensch erscheint im holozän“. dieser herr frisch heisst da herr geiser.

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