in den
vorabdrucken und rezensionen zu max frischs „berliner journal“ drehte sich,
einigermassen voyeuristisch, alles um seine notizen über schriftstellerkollegen
(johnson, andersch, becker, grass) und den ddr-alltag. jetzt, beim lesen, die
grosse überraschung: wie sehr ihn sein eigenes schreiben umtrieb. berührende
sätze über veränderte wahrnehmung und veränderte wiedergabe: „wenn es zu
erfahrungen kommt, so nur noch durch schreiben.“ (s.62) – „die hormone und die
sprache! tatsächlich wird jeder satz unsinnlich.“ (s.67) – „ich sitze meistens
an der schreibmaschine, weil es mir da am wohlsten ist.“ (s.70) – „nachlassen
der erfindungskraft.“ (s.79) – „beim schreiben kann man wenigstens nachsehen,
was man vorher gesagt hat; aber das verrät auch nicht immer, was man hat sagen
wollen.“ (s.88) – „denken und veröffentlichen sind zweierlei; das schärft
vielleicht das denken.“ (s.93) – „diese schriftlichen anstrengungen gegen das
tägliche vergessen und was dann im netz hängen bleibt: dasselbe, dasselbe,
dasselbe.“ (s.108) – „wenn man nicht genau weiss, was einen beschäftigt.“
(s.137) – „es wäre noch einiges zu sagen, o ja, sogar viel, aber es müsste sehr
genau gesagt sein.“ (s.154) – „ich weiss nicht, was arbeiten. langeweile
rundum.“ (s.163) – max frisch ist da 63. fünf jahre später erscheint „der
mensch erscheint im holozän“. dieser herr frisch heisst da herr geiser.
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