eine
frau steht, nur mit bh und slip bekleidet, im grossen, leeren, dunklen raum.
ihr ist kalt, denn sie hat die welt gegen sich. sie schreit ins leere und sie
schreit stumm in sich hinein. es sind die schreie der verzweiflung nach der
aufnahmeuntersuchung in der psychiatrischen klinik. die lehrerin elly maldaque
wurde 1930 in regensburg nach 17 jahren schuldienst fristlos entlassen, ohne
dass sie sich etwas hätte zu schulden kommen lassen, sie wurde in die anstalt
entsorgt, wo sie wenig später starb. diesen krassen fall von behörden-willkür
hat florian fischer, regie-schüler an der otto-falckenberg-schule, ausgewählt
für seine abschlussinszenierung, die er jetzt im werkraum der münchner
kammerspiele zeigt. unter dem titel „der fall m.“ gelingt ihm mit zwei schauspielerinnen und drei schauspielern eine bewegende collage, die subtil die perspektiven verbindet:
die öffentliche (zeitungen, landtagsprotokolle), die behördliche (akten) und die
persönliche (briefe und tagebuch von elly maldaque). dazu montiert er geschickt
motive von kafka (prozess) und horvath (glaube, liebe, hoffnung) und textfetzen
aus dem noch frischen bayerischen justizskandal um gustl mollath, einem
weiteren fall m. was textlich dicht und konsequent komponiert und fokussiert
ist, wird inszenatorisch überfrachtet mit filmzitaten, dröhnendem helikopterlärm,
musik und einstürzenden bühnenbauten. weniger wäre mehr. ein starker abend
bleibt´s so oder so.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen