Montag, 3. März 2014

MÜNCHEN: DER FALL M.

eine frau steht, nur mit bh und slip bekleidet, im grossen, leeren, dunklen raum. ihr ist kalt, denn sie hat die welt gegen sich. sie schreit ins leere und sie schreit stumm in sich hinein. es sind die schreie der verzweiflung nach der aufnahmeuntersuchung in der psychiatrischen klinik. die lehrerin elly maldaque wurde 1930 in regensburg nach 17 jahren schuldienst fristlos entlassen, ohne dass sie sich etwas hätte zu schulden kommen lassen, sie wurde in die anstalt entsorgt, wo sie wenig später starb. diesen krassen fall von behörden-willkür hat florian fischer, regie-schüler an der otto-falckenberg-schule, ausgewählt für seine abschlussinszenierung, die er jetzt im werkraum der münchner kammerspiele zeigt. unter dem titel „der fall m.“ gelingt ihm mit zwei schauspielerinnen und drei schauspielern eine bewegende collage, die subtil die perspektiven verbindet: die öffentliche (zeitungen, landtagsprotokolle), die behördliche (akten) und die persönliche (briefe und tagebuch von elly maldaque). dazu montiert er geschickt motive von kafka (prozess) und horvath (glaube, liebe, hoffnung) und textfetzen aus dem noch frischen bayerischen justizskandal um gustl mollath, einem weiteren fall m. was textlich dicht und konsequent komponiert und fokussiert ist, wird inszenatorisch überfrachtet mit filmzitaten, dröhnendem helikopterlärm, musik und einstürzenden bühnenbauten. weniger wäre mehr. ein starker abend bleibt´s so oder so.

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