Montag, 19. März 2012

ZÜRICH: THE DARK SIDE OF THE WALZER

"geschichten aus dem wiener wald" - johann strauss' opus 325 lieferte den titel für ödön von horvaths volksstück. eine szene spielt „an der schönen blauen donau“, auch „wiener blut“ erklingt und der „frühlingsstimmen-walzer“. sehr üppig zitiert horvath 1931 all die wiener klischees und den ganzen walzerkitsch, um die gemeinheiten und bösartigkeiten hinter den fassaden einer stillen strasse im achten bezirk umso schärfer dagegen zu kontrastieren. ein volksstück, das das volk entlarvt. in ihrer inszenierung am zürcher schauspielhaus setzt karin henkel ein kleines orchesterchen zentral über die spielfläche, einen kontrabass, ein cello, eine bratsche und eine e-gitarre, die den walzer einerseits herzaubern und anderseits verfremden und so einen perfekt schrägen soundtrack organisieren für dieses sehr stimmige variété der sozialen katastrophen. skelette, ebenfalls aus der kleinkunstplunderrequisite, begleiten den abstieg des vorstadt-mädels marianne (lilith stangenberg, famos pendelnd zwischen scham und innerem aufruhr), der eigentlich ein ausbruch aus der enge hätte werden sollen und doch nur wieder dort endet. kein totentanz, aber ein grausliges stelldichein der absterbenden und abgestorbenen gefühle.  

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