beide arbeiteten als journalisten für rsi (radiotelevisione svizzera), beide schreiben, der eine in bern, der andere in bellinzona, der eine vor allem lyrik, der andere vor allem krimis, und immer wieder schreiben yari bernasconi und andrea fazioli auch gemeinsam, sozusagen vierhändig. „non importa dove“ (egal wo) ist das neuste ergebnis dieser dichterfreundschaft: ein hübsches bändchen, auf der linken seite 58 mal ein bild im postkarten-format, auf der rechten seite 58 mal ein kurzer text dazu. ein feuchter wald im jura, stau auf der a2 bei gurtnellen, die nazi-architektur in berlin-tempelhof, das schulzimmer der jugend oder wie pilze wuchernde tempel in bagan/myanmar. egal wo, die beiden schauen genau hin und interessieren sich dafür, was so ein ort mit ihnen macht – und das schreiben sie dann auf, realistisch, poetisch, magisch. „tutto è silenzio malgrado i suoni“, heisst es bei der postkarte aus mittelerde, grosse stille trotz den geräuschen. „non importa dove“ ist ein kleines bijou und verführt subito dazu, es auch wieder mal zu versuchen, statt den üblichen sieben bis elf sekunden, die wir einem instagram-reel oder tiktok-video schenken, wieder mal länger hinzuschauen, wieder mal länger wirken zu lassen. wer im augenblick verweilt, nähert sich der zukunft in einem anderen rhythmus. bernasconi&fazioli haben ihre liebevolle kleine sehschule (erschienen bei gabriele capelli editore) jetzt im bücherparadies terranova in luzern vorgestellt – und auch ihre arbeitsweise zu zweit: manchmal zusammensitzen, manchmal nur whatsapp austauschen, laut denken, textfetzen zerfetzen, lachen, experimentieren und vor allem immer: „akzeptieren, was kommt.“ so ist auch ihr buch über den paradeplatz entstanden („a zurigo, sulla luna“, jetzt im limmat-verlag auch auf deutsch „in zürich, auf dem mond“). zwölf mal haben sich die beiden da getroffen, in monatlichen abständen, und einfach gewartet, was passiert. also, ausprobieren, non importa dove.