Freitag, 14. November 2025

LUZERN: VISIONÄR IN DER ENGE

er malte und zeichnete vor 100 jahren, ging in ferdinand hodlers atelier in genf ein und aus, pflegte kontakte auf dem monte verità, wurde in insider-kreisen hochgelobt als prägender künstler der frühmoderne in der schweiz – und blieb darüber hinaus doch weitgehend unbekannt: johannes robert schürch (geboren 1895 in aarau, gestorben 1941 in ascona). sein leben und sein werk, aufs engste verbunden, sind jetzt wieder oder neu zu entdecken: der luzerner autor beat bucher hat die publikation, die peter f. althaus, der ehemalige leiter des luzerner kunstmuseums, 1991 über schürch veröffentlichte und die längst vergriffen ist, mit vielen neuen aspekten ergänzt und zu einer umfassenden, reich bebilderten monografie erweitert, die soeben im münchner hirmer-verlag erschienen ist. „visionär in der enge“ ist mit 2,37 kilogramm ein in jeder hinsicht gewichtiges werk. der titel bezieht sich auf schürchs lebenslanges suchen und experimentieren einerseits, auf sein enges beziehungsgeflecht und die räumliche, soziale und politische enge der zwischenkriegszeit andererseits. die luzernerin erica ebinger-leutwyler war schürchs letzte lebensgefährtin vor seinem frühen tod und hat mit ihrer stiftung seinen gesamten nachlass für die nachwelt gerettet: 120 ölbilder und über 7000 zeichnungen und aquarelle. schürch malte düstere landschaften, verschattete menschen, grotesk überhöhtes und apokalyptisches. ein expressionist? ein extremist? ein existenzialist? ganz bestimmt ein „nichtintegrierter“, wie paul nizon einmal über ihn schrieb. dass er sich nicht einfach kategorisieren lässt, macht schürchs werk so spannend. und ihm machte wohl genau dies das leben schwer, so bekam er beispielsweise nie einen auftrag der eidgenossenschaft.

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