Samstag, 2. Dezember 2023

BERN: NICHTS, NOTHING, RIEN

nichts ist langweiliger als das nichts? fehlanzeige. nichts gegen das nichts, es begleitet uns auf schritt und tritt. in einer zauberhaften ausstellung präsentiert das museum für kommunikation in bern jetzt plakate und exponate, hörstücke und videos, alles über „nichts, nothing, rien“. als witzige einstimmung werden im ersten raum über 50 alltägliche redewendungen illustriert: ein 7-tage-pillen-organizer mit placebos („nützt es nichts, so schadet es nichts“), ein ehering („nichts währt ewig“), eine unsichtbare strumpfhose („ein hauch von nichts“), eine swissair-aktie („ausser spesen nichts gewesen“). dann wird´s zunehmend philosophisch: pu der bär und sein ferkel machen sich gedanken darüber, was wir tun, wenn wir nichts tun, und kurt tucholsky sinniert über das loch an und für sich. wie wirkt das nichts auf mich? wie gehe ich mit der abwesenheit von etwas um? die hilfestellungen, die das museum bietet, sind üppig und erhellend. der jesuit und zen-meister niklaus brantschen erläutert das fasten (nichts essen, nichts reden), eine migrantin berichtet über ihre erniedrigenden erlebnisse mit der schweizer bürokratie (nichts wert sein), eine junge frau erzählt eindrücklich von ihrer depression (nichts können, nichts wollen), eine andere nicht unzufrieden über ihre asexualität (nichts fühlen). dies alles ist nichts. in der mitte des raumes kann man sich hinlegen, das gehörte nachklingen lassen und in den himmel schauen, in die weite, in die ferne, ins nichts. diese ausstellung frottiert den geist auf überaus angenehme weise und man verlässt sie mit dem eindruck, dass nichts vielfältiger ist als das nichts.

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