meloni, müll, mafia – und trotzdem lieben wir italien. eric
pfeil geht es genauso. mit 12 oder 13 packten ihn die eltern in bergisch
gladbach erstmals ins auto und knatterten über den brenner. und dann wieder,
sommer für sommer. pfeil verliebte sich in italien, wegen seinen vielen sonnen-
und trotz seinen ebenso vielen schattenseiten. es wurde eine amore per sempre.
und weil eric pfeil ein begnadeter musikjournalist ist, hat er aus dieser liebe
ein buch gemacht: „azzurro – mit 100 songs durch italien“. näher als in diesen
liedern kommt man italien nicht, lautet seine devise. was zunächst einfach nach
einem kompendium des italo-pop klingt, erweist sich bei der lektüre als
grossartiger, um nicht zu sagen ultimativer italien-guide. man erfährt hier
mehr über die menschen und die seele des landes als in jedem handelsüblichen
reiseführer. die 100 songs (von al bano bis zucchero) bilden das gerüst, doch
in jedem der 100 kapitel schweift pfeil gezielt ab, schreibt über die gassen
neapels, skandale beim schlagerfestival in san remo, drogengeschichten in promivillen, radio vaticano, fehlgeleitete sardische banditen, über pasolini,
pavarotti, prodi, pertini. selbstverständlich gibt’s auch die playlist zu
diesem buch: 100 mal amore, gelato, sole, mare, sogno, malinconia, 100 mal
emozioni. die süffigen, sorglosen sommer-hits sind das eine, doch pfeil blickt
mit beeindruckendem detailwissen hinter den kitsch, hinter die klischees und
kulissen des gelobten landes. und er ist ein brillanter schreiber, mit viel
sinn für humor und lakonische zuspitzungen: „bei ihrer dritten hochzeit trägt
anna oxa vorsorglich schwarz.“
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