ukrainerinnen und ukrainer, russinnen
und russen am selben abend auf der bühne der münchner kammerspiele – unter dem
titel „xáta“, was in beiden sprachen „zuhause“ bedeutet. eine
musikalisch-tänzerische gratwanderung kündigt das theater an, das sich dafür
die gehypte litauische jungregisseurin kamilė gudmonaitė geholt hat.
im ersten teil werden auf dem bigscreen interviewausschnitte mit ukrainern
gezeigt, die in münchen leben, furchtbare geschichten, leiden, verzweiflung. im
zweiten teil interviews mit russinnen, die in münchen leben und ihr land nicht
verstehen und sich schämen. diese zutiefst berührenden zeugnisse würden so auch
auf arte funktionieren. doch wir sind im theater. also lässt frau gudmonaitė im
prolog zwei schauspielerinnen an den bühnenvorhängen rumturnen (ein grosses
rätsel), im ersten teil einen ukrainischen chor und im zweiten teil eine
russische balletttruppe auftreten, dies zwischen und während (!!) den
heavy-interviews. die ukrainer müssen dies in einem kitschsetting – lagerfeuer,
bäumchen pflanzen, tockeneisnebel – absolvieren, die russischen ballerinen
lassen sich von einem selbstverliebten choreografen herumdirigieren, die
menschen in den interviews werden plötzlich zweitrangig. beide teile enden mit
grosser wut: die klagelieder der ukrainer werden zu lautstarken anklageliedern,
das klassische ballett der russinnen endet als aggressiver streetdance. das
sind intensive momente. wut auf beiden seiten, die wert darauf gelegt haben,
sich weder bei den proben noch in den garderoben noch auf der bühne direkt zu
begegnen. so bleibt dieser abend eine konstruktion, eine kopfgeburt, die sich
auf der bühne mehrfach peinlich niederschlägt. das ganze verärgert mehr als
dass es aufwühlt. der minutenlange applaus (die bühne bleibt dabei leer) gilt
kaum dem künstlerischen konzept, vielmehr wohl den menschen aus den beiden
nationen.
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