Freitag, 13. Oktober 2023

ZÜRICH/GENÈVE: DER UNTALENTIERTE MR. R.

er möge theaterschweiss, berichtet ein schauspieler bereits leicht euphorisiert von der rampe. theaterschweiss, das sei diese erregende mischung aus sportschweiss und angstschweiss und lustschweiss und….. na dann. schauen wir also vier schauspielern anderthalb stunden beim arbeiten zu, also beim schwitzen. höchst erfreulich, dass das zürcher theater neumarkt und das genfer théâtre de poche mit einer gemeinsamen produktion die sprachbarriere überwinden. erfreulich auch, wie die beiden theater schweisstreibende neue formate ausprobieren und experimente wagen. „der talentierte mr. ripley“, der legendäre krimi, in dem sich patricia highsmith an der amoral ihres helden berauscht, dient autor und regisseur jan koslowski und den vier jungs auf der bühne gleichsam als wühltisch. sie packen sich objekte von tom ripley, satzfetzen und bilder aus dem roman und zaubern daraus eine show mit dem titel „der untalentierte mr.r.“, eine show über..... ja, worüber eigentlich? über die leere, die hinter einem luxuriösen leben lauert. über die sehnsucht nach echter nähe, die in oberflächlichen dates fehlt. über die zeit, die einem unbesehen abhanden kommt („wer hat noch die zeit, fragen zu stellen? wer hat noch die zeit, auf die antworten zu warten?“). die vier wälzen sich auf betten, quer und queer, brutzeln spiegeleier, gucken verträumt ins meer, liefern sich temporeiche französisch-deutsche dialoge, multilinguales klippklapp, tanzen mit bialetti-kannen, mal steht der vergnügliche ansatz im zentrum, mal der psychologische. da ist sehr viel junge, ansteckende energie drin. da sind aber auch hunderte von puzzleteilen und lange kein grosses ganzes. dieses puzzle fordert die zuschauerin und den zuschauer und bringt sie, nun ja, ins schwitzen. publikumsschweiss ist theaterschweiss der extra-sorte.

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