„wir tanzen mit unseren gespenstern.“ mal keine verspannung, wenn’s um die vergangenheit geht. nein, die deutsche musikerin bernadette la hengst versucht in ihrem programm „mutter**land“ der geschichte der nation und den geschichten ihrer familie ausgesprochen spielerisch zu begegnen. gemeinsam mit ihrer tochter ella, mit videos, songs, performance und bildern aus dem familienalbum folgt sie den spuren ihrer längst verstorbenen mutter gitti, die von schlesien in die ddr flüchten musste, von dort nach nordrhein-westfalen, dann zeitweise im libanon und in syrien lebte. dieser tanz mit den gespenstern von gestern und vorgestern, jetzt zu gast im werkraum der münchner kammerspiele, ist exemplarisch für zahllose biografien und deshalb absolut kurzweilig und inspirierend auch für nicht direkt beteiligte. was machen fluchterfahrungen mit einem menschen? was bewirken familientabus bei den folgenden generationen? was wollen wir mehr gewichten, die vergangenheit oder die zukunft? oft habe sie sich in ihrem leben entweder am falschen ort oder in der falschen zeit gefühlt, sagt bernadette la hengst. umso eindrücklicher, wie locker sie ihre suche nach identität und heimat jetzt revue passieren lässt. und für die suche nach der richtigen antwort auf die nicht immer einfache frage, wo man sich zuhause fühlt, liefert sie schliesslich einen überzeugenden vorschlag: drei dimensionen seien dafür entscheidend – beziehungen (klar), rituale (stimmt) und (ebenso überraschend wie einleuchtend) einschränkungen, oder eben keine einschränkungen. tanzen wir weiter durch unser vater- oder mutterland. oder ist heimat doch nur ein ewiger traum?
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