der
eine (alt) nennt sie ebenso beharrlich wie verächtlich „jeeps“, die
luxusschlitten des geldadels. der andere (jung) legt grossen wert darauf, eben
nicht irgendeinen „jeep“ zu besitzen, sondern einen mercedes, einen hochklassigen
mercedes-geländewagen. die beiden arbeiten im jobcenter, ein sehr ungleiches
team, der alte leger und abgebrüht, der junge streberhaft korrekt. in „jeeps“
von nora abdel-maksoud, das sie selbst an den münchner kammerspielen
urinszeniert hat, dreht sich alles um gesellschaftliche gerechtigkeit, um
klassenunterschiede und chancengleichheit: wer braucht wieviel zum (über)leben?
wer gibt was ab? die 400 milliarden, die in deutschland jedes jahr vererbt
werden, werden hier neu verteilt – per los im jobcenter!!! das theater denkt
sich eine erbrechtsreform aus, inclusive nebenwirkungen. eine erfolglose,
langzeitarbeitslose schriftstellerin und eine leicht durchgeknallte start-upperin
fallen über die beiden sachbearbeiter her, wollen geld, wollen ein los,
rivalisieren, fuchteln mit einer pistole, lassen per fernbedienung aus versehen
einen „jeep“ hochgehen: prekariat und beamtentum im vollclinch. ausschliesslich
auf der leeren vorbühne liefern sich die vier ihre bizarren duelle, eva bay,
gro swantje kohlhof, stefan merki und vincent redetzki jagen die bösartigsten
pointen durchs triste jobcenter und entlarven - auch im höllentempo noch
perfekt harmonierend – die ganze absurdität der deutschen sozialbürokratie. die
strukturellen schwächen von staat und gesellschaft in form einer komödie: geht
nicht, denkt man vorab. geht doch, weiss man danach. geht doch und tut beim
lachen weh.
Samstag, 22. Juli 2023
MÜNCHEN: JEEPS
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen