Dienstag, 18. Februar 2020
ZÜRICH: LES MISÉRABLES
120 millionen menschen waren schneller als ich, 120
millionen in 52 ländern haben „les misérables“ seit der première 1980 schon gesehen. höchste zeit also. zumal „les mis“ das musical der
stunde sind: die hymne des aufbegehrenden volkes, die schon bei demos in istanbul, kiew
und hongkong gesungen wurde, schallt jetzt auch durch die corona-verseuchten
und zu lange im ungewissen gehaltenen chinesischen städte: „do you hear the
people sing? singing the songs of angry men?“ passt auf, ihr mächtigen, was ihr
uns zumutet. die englische originalversion, die jetzt im theater 11 in zürich
gespielt wird, kommt dem brillanten volksporträt von victor hugo sehr nahe: in
detailgenauen tableaux vivants und mit viel pomp aus dem orchestergraben
erzählt sie die geschichte des häftlings jean valjean, der zum bürgermeister
wird, gegen ungerechtigkeit und falschheit kämpft und ein grosses herz für die benachteiligten hat; der tenor dean chisnall ist stimmlich und als darsteller die perfekte
verkörperung dieses anti-helden (standing ovation). auch die barrikaden der
studenten geraten hier zur überwältigenden illustration des kampfs für die
freiheit der proletarier. die historisierende opulenz wird in dieser
bühnenproduktion nicht schamvoll zurückgedrängt, sondern zum zentralen
stilmittel erhoben: das revival des kostümfilms. im drei-minuten-takt wechseln die
schauplätze: ob seine-brücke oder dunkle gasse, ob kanalisation oder festsaal –
wie von zauberhand plötzlich alles da, neues licht, neuer ort, neue stimmung,
keine umbaupausen, kein hämmern auf der bühne, keine technischen pannen; das
hat, wenn es dermassen professionell abläuft, etwas absolut
faszinierendes. man möchte, als theateraficionado, die gleiche vorstellung einmal hinter der bühne mitverfolgen.
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Hat mich schon ein Bisschen überrascht, dass du noch zum Musicalfan wirst... ;-)
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