Mittwoch, 5. Februar 2020
LUZERN: SILAS' SPAZIERGANG
der künstler silas kreienbühl ist ein
leidenschaftlicher flaneur. auf plätzen ist er unterwegs, auf nebenstrassen, in
hinterhöfen in berlin, wo der luzerner wohnt und arbeitet, und viel in der
natur. meistens hat er die kamera dabei. rund 300 bilder, die so entstanden
sind, hängen jetzt in der umgebauten und aufgestockten onkologie-abteilung des
luzerner kantonsspitals, in den korridoren, in besprechungszimmern, in therapieräumen,
überall. die patientinnen und patienten hier befinden sich in einer schwierigen
lebensphase. für die verantwortlichen stand deshalb fest, dass das
künstlerische konzept auf helle farben aufbauen muss, farben mit positiver wirkung. farbige wände? das wäre
zu definitiv, zu schwer, zu heikel gewesen. nein, blendend weisse wände im
ganzen haus und darauf jetzt kreienbühls bilderflut, mal eine kombination mit
drei bildern, mal zwei, mal eines solo. es sind fine art prints auf
museumspapier und sie zeigen details aus der natur, immer unscharf, damit nicht
die formen dominieren, sondern die farben: lila, hellgrün, gelb, rot, orange, verschwommen
und dank sonnenlicht doppelt intensiv. mitarbeitende, patienten und besucherinnen
wurden an der auswahl beteiligt. der „spaziergang“ von silas kreienbühl ist
der neuste streich im rahmen des 2013 von wetz und pius jenni initiierten projekts
„kunst im spital“. und er ist ein fest für die augen. oder bietet je nach
persönlicher verfassung ruhe, erholung, meditation. anlässlich der
vorbesichtigung herrscht allgemeine begeisterung. ob wir diese bilder wohl auch
so sehen würden, wenn wir als patienten hier sein müssten, fragt mich eine frau
beim rundgang. ich weiss es nicht. ich hoffe es. ich denke, dass mir diese farben
gut tun würden.
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