„es ist eine sehr schlechte sache. man hatte plötzlich die
möglichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegte,
nichts zu sagen.“ was wie eine durchaus realistische vorahnung auf die
social-media-kanäle im dritten jahrtausend klingt, sagte bertolt brecht 1932 –
übers radio. die einseitigkeit des mediums, die stumme rolle des publikums machten
aus dem radio-skeptiker dann immerhin den radio-theoretiker und -experimentierer.
seine versuche, neue formen von öffentlichkeit zu schaffen, werden sehr schön
nachgezeichnet in der ausstellung „radio-aktivität – kollektive mit sendungsbewusstsein“
im münchner lenbachhaus. auch walter benjamin versuchte sich als praktiker:
unter anderem mit kindersendungen, in denen er zum beispiel das wesen der
berliner schnauze erklärte. der philosoph und kulturkritiker als freund der
kinder, was für eine trouvaille. es gab die arbeiter-radio-bewegung, die mit
eigenen sendern und bastelsätzen möglichst vielen den zugang zum neuen medium öffnen
wollte. doch als dieses zunehmend zu propagandazwecken missbraucht wurde, fand der
aufstand der hörer, den brecht postulierte, nicht statt. die idee von schrankenloser
kommunikation in beide richtungen blieb eine utopie. heute twittern präsidenten
schwachsinn und der aufstand des publikums bleibt wieder aus. der mensch als
manipuliermasse. wie gehabt.
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