Montag, 10. September 2018
MÜNCHEN: HOFESH SHECHTER, GRAND FINALE
hofesh
shechter, der aus tiefer desillusionierung über sein land mittlerweile in
london lebende israeli, gehört zu den aktuell angesagtesten choreographen.
entsprechend hoch waren auch unsere erwartungen vor dem gastspiel seiner
company jetzt in der münchner muffathalle. sie wurden nicht enttäuscht. die
truppe zeigt mit „grand finale“ einen spektakulären, krassen totentanz. die
bühne ist in einen steten dunst gehüllt, weshalb es keine auftritte und abgänge
gibt, sondern eher erscheinungen aus dem dunkeln: ein reigen von
apokalyptischen bildern wühlt die betrachterin und den betrachter zunehmend
auf. immer wieder werden leichen über die bühne geschleift, mal erinnern die
bildfragmente an konzentrationslager, mal an giftgasangriffe, mal an
wüstenkriege oder kampfszenen aus blockbustern. mit schier endloser energie
stampfen und springen die tänzerinnen und tänzer dem ende der menschheit
entgegen, „grand finale“ eben, in gruppen oder einzeln, als täter oder als
opfer, immer ernst, immer hoffnungslos. dazu hat hofesh shechter selber eine
grandios-abgründige tonspur komponiert, mit bis an die schmerzgrenze gehenden aggressiven
beats und harten schnitten, maschinengeknatter, unterwasserblubbern, fetzen von
gregorianischen chorälen. diesen sehr assoziativen sound ergänzen ein paar
streicher auf der bühne live – und sie pervertieren ihn zwischendurch mit
lieblichem tschaikowsky- und lehar-kitsch. dieser abrupte musikalische
gegenschnitt erinnert zwangsläufig an das salonorchester auf der „titanic“. ein
kompromissloser abend, ein kompromissloses finale.
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