alle
wollen sie die bürgerlichen fesseln sprengen: eisenstein will heimlich auf
einen ball, seine gattin rosalinde will heimlich auf einen ball, ihre
angestellte adele will heimlich auf einen ball. dumm nur, dass sie – allesamt
opfer einer hässlichen kleinen intrige – just denselben ballsaal anvisieren;
die karambolage der klassen und weitere peinlichkeiten sind programmiert. diese
eher einfach gestrickte komödie adelte johann strauss mit einem reigen
unwiderstehlicher melodien; „die fledermaus“ ist seitensprung-wm im
dreivierteltakt. andreas felber dirigiert das orchester im stadttheater sursee
leicht und federnd durch diese ohrwurm-olympiade, mit tempo und charme in jedem
takt. die solistinnen und solisten auf der bühne bilden nicht wirklich ein
homogenes ensemble; da gibt’s ganz grosse stimmen und eher
gewöhnungsbedürftige, aber alle lassen sich mitreissen von diesem sog, diesem
musikalischen temperament. regisseur björn b. bugiel verleitet sie zu immer turbulenteren
spässchen und beweist dabei viel gespür für stimmungs- und rhythmuswechsel und
für die feine ironie, die strauss mitgeliefert hat. für den höhepunkt, das
frivole fest beim prinzen orlofsky im zweiten akt, wird eine mehrere meter hohe,
begehbare pyramide aus lauter champagnergläsern aufgefahren, von der
wildgewordenen lichtregie in eine violett-und-lila-orgie getaucht und
schliesslich vor leuchtendem sternenhimmel mit lametta zugeschneit, kitsch as
kitsch can, das publikum ist baff. wenn die richtigen leute am drücker sind, kann
theater auf dem land eben ganz schön was her machen - willkommen an der
staatsoper sursee.
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