alban
berg war ein zahlenfetischist. besonders die 23 hatte es ihm angetan: viele
seiner werke wurden an einem 23. vollendet, in takt 23 seines violinkonzerts
erklingt das todesmotiv, der zweite satz hat 230 takte und als tempo werden
hier immer wieder 69 schläge pro minute vorgegeben (3x23). und. so. weiter. das
konzert ist „dem andenken eines engels“ gewidmet, manon „mutzi“ gropius, der
tochter von alma mahler-werfel und walter gropius, die 18jährig an
kinderlähmung starb. dieser tod erschütterte alban berg so sehr, dass das
violinkonzert trotz seiner liebe zu zahlen keine mathematische veranstaltung
wurde, sondern ein werk von aussergewöhnlicher zartheit. anne-sophie mutter hat
dieses requiem für mutzi jetzt beim lucerne festival gespielt, als berührende, intime
reise vom diesseits ins jenseits. berührend auch deshalb, weil sie vom
orchester der lucerne festival academy begleitet wurde, lauter jungen
musikerinnen und musikern, denen der tod einer 18jährigen anders nahe geht. mit
grosser intensität liess alan gilbert dieses hochmotivierte orchester der
solistin in die überirdischen sphären folgen, mit trauer, fieber und andacht. für
anne-sophie mutter war diese annäherung an die jugend und an den himmel gleichzeitig
ihr 40-jahr-jubiläum am lucerne festival („primadonna“ lautet, passenderweise, das
motto in diesem sommer); mit 13 trat sie hier erstmals auf. ihr rezept, in all
den kompositionen nach so vielen auftritten doch immer wieder neue zugänge zu
entdecken, verrät sie im programmheft: „man braucht einfach die leidenschaft
fürs detail und ein gesundes quäntchen unzufriedenheit.“
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