ein mutiger anfang. da kommt einer,
räumt die bühne und den zuschauerraum des luzerner theaters leer, baut sie bis
zur unkenntlichkeit um und führt in diesem von shakespeares globe inspirierten runden
raum luigi nonos „prometeo“ auf, ein werk, das sich allen gängigen erwartungen
an ein musiktheater radikal entzieht: keine figuren, keine handlung, keine
dramaturgie. der neue intendant benedikt von peter und sein musikalischer
leiter clemens heil verwickeln ihr luzerner publikum zum start in eine
zweieinhalbstündige klangskulptur, weil sie dieses publikum zum hören animieren
wollen, zum hinhören, zum genauen hören, zum entdecken, was diese
ungewöhnlichen klänge im kopf und im körper auslösen. ein mutiger anfang und
für den start in eine neue ära ein ausgesprochen kluger. das luzerner
sinfonieorchester und die gesangssolisten sind in grüppchen verteilt auf den
rängen, während das publikum unten im abgedunkelten rund sitzt, steht oder auf
matten liegt und sich diesen klangwelten in immer neuen positionen aussetzen
kann. luigi nono liess sich für seine melodienfetzen über die trümmer der
menschlichen katastrophen und das überwinden von klippen von aischylos, sophokles,
hölderlin und walter benjamins „geschichtsphilosophischen thesen“ inspirieren.
ihre texte wandern als lichtspiel immer wieder über die holzwände und die
körper des publikums. wie mit so einfachen mitteln aus einer durchaus kopfig
konzipierten komposition ein sinnliches, einlullendes, beflügelndes
musik-erlebnis entsteht, das ist das eigentlich spektakuläre dieses abends.
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