Freitag, 23. September 2016

BASEL: FARINET ODER DAS FALSCHE GELD

„setz dich doch!“ – „er hat doch grad drei jahre gesessen.“ – hahaha auf der bühne, hahaha im publikum. das theater basel macht zum saisonauftakt auf volkstheater. der schweizer autor reto finger hat ramuz‘ „farinet“ dramatisiert, die geschichte vom falschmünzer im unterwallis, der gegen die obrigkeit stänkert und handelt und dafür alle sympathien der bevölkerung auf seiner seite hat. ein hübscher kleiner gaden steht auf der kleinen bühne, darin wird gejodelt, wie sich die urbane jungregisseurin nora schlocker das alpenleben halt so vorstellt. später mischt sie dann auch lateinamerikanische und fernöstliche klänge unter die handlung, damit die alpine bevölkerung merkt, wie urbanes theater heute geht, auch wenn es in den bergen spielt. naja. herausragend cathrin störmer als farinets freundin joséphine; eine frau, die kämpft, für diesen mann, für seine ideen, für ihre liebe und dann fallengelassen wird; sie ist die einzige figur mit facetten und die einzige, die auch unter der oberfläche interessiert. und sonst? zäh werden die episoden aus der endphase von farinets leben aneinander gereiht, zäh versucht nicola mastroberardino die titelfigur mit bedeutung aufzuladen: immer wenn er von freiheit spricht, holt er anlauf, betont überdeutlich, macht überlange pausen und übergrosse augen, achtung-jetzt-wird’s-wichtig. das ist tatsächlich: landtheater, und zwar nicht high-end. weder diese stückfassung noch die inszenierung machen klar, warum uns dieser farinet heute noch umtreiben soll. das grossartige literarische denkmal, das ihm ramuz setzte, dürfte zur tendenziellen überbewertung der originalfigur beigetragen haben. wir brauchen neue helden.

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