Dienstag, 15. Juli 2014

LAUENEN: HEITERE BESESSENHEIT

„gelassenheit – was wir gewinnen, wenn wir älter werden“ heisst das buch von wilhelm schmid, das auf der sachbuch-bestsellerliste des „spiegel“ unangefochten die spitze hält. überhaupt hat der ruf nach mehr gelassenheit gerade mal wieder hochkonjunktur. brauchen wir das, gelassenheit? wer „mehr gelassenheit“ fordert, meint meist mensch-ärgere-dich-nicht, meint weniger stress für sich oder den, der ihn gerade nervt. in wirklichkeit ist gelassenheit also für sehr, sehr viele menschen nur eine positiv parfümierte entschuldigung fürs abkoppeln, wegtreten, durchhängen, aufgeben. fürs sich-nicht-mehr-engagieren. kann da stolz sein, wer sich seiner endlich gewonnenen gelassenheit rühmt? gelassenheit ist die schwester der bequemlichkeit und müsste eigentlich ein schimpfwort sein. um mit den hartnäckigen und unerfreulichen seiten des alltags (oder berufslebens) fertig zu werden, brauchen wir nicht gelassenheit, sondern „heitere besessenheit“. diesen begriff hat der organisations- und managementberater klaus doppler geprägt. ihm geht es darum, sich einzusetzen für eine sache, zu kämpfen, das ziel nicht aus den augen zu verlieren und vor allem: das ziel höher zu gewichten als die ärgerlichen lappalien am oder im weg. dranbleiben, dranbleiben, konsequent, aber eben nicht verbissen und nicht verkrampft, das meint doppler: leidenschaftlich und locker. passt. mehr heitere besessenheit also.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen