französische komödien leben von
türen, die sich im falschen moment öffnen, von den falschen menschen, die durch
diese türen treten, von sprachwitz, von anzüglichkeiten und vor allem von einem
teuflischen tempo. christoph marthaler gönnt sich am theater basel ein
spässchen damit, er riskiert eine paradoxe intervention. er packt sich die farcen "la
poudre aux yeux" und "un mouton à l'entresol" von eugène
labiche, garniert sie mit jelinek, carroll, jonke und meyrinck, nennt das ganze
"das weisse vom ei", lässt in der comme en france schrecklichen
kulisse die comme en france schrägen vögel auftreten - aber: keine spur von
tempo, das stück wird bis zur unkenntlichkeit entschleunigt, die bürgerliche
gesellschaft in ihre einzelteile zerlegt. man bekommt noch knapp mit, dass sich
emmeline und frédéric zugetan sind und dass sie beide in einem hochkomplexen
verhältnis zu ihren jeweiligen eltern stehen, die sich gegenseitig aufs übelste
beschnuppern. diese handlung allerdings wird zur blossen folie, auf der sich
marthaler austobt, indem er zum beispiel die unsitte des à-part-sprechens
(ans publikum gerichtete vertraulichkeiten) ad absurdum treibt oder
indem er seinen fulminanten protagonisten kollektives nasenbluten verordnet
oder indem er ausgestopfte vögel in die harfe und hirschgeweihe zwischen
oberschenkel klemmen lässt. nur, sehr viele spässchen ergeben nicht zwingend
einen spass. auf der bühne darf einer reichlich und redundant schnarchen.
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