erster
tag, warmlaufen: vom col du pillon via arnensee nach feutersoey. zweiter tag,
noch mehr warmlaufen: von lauenen über die chrine zur höhi wispile. nach so
viel warmlaufen machen sich beim nicht eben bewanderten stadtkind muskelkater
und blasen bemerkbar. zur entspannung gibt’s nicht schwimmen, nicht sauna,
keine relax-cd – sondern das eröffnungskonzert des menuhin festival gstaad. in
der prachtvollen alten kirche von saanen setzt sich christian zacharias an den
flügel, spielt zunächst zwei mozart-sonaten und nach der pause franz schuberts
letzte, die klaviersonate nr. 21 in b-dur. ein werk voller todesahnung, die
musik einer gequälten seele, die um fassung ringt, die immer wieder nach
lichtblicken verlangt, die es nicht schafft, das dunkel zu verscheuchen. dur, permanent
von moll umzingelt. zacharias spielt das sehr innig, sehr plastisch: er kommt
schubert auf seiner letzten reise zwischen hoffnung und verzweiflung sehr nahe,
es gelingt ihm das intime porträt eines bald sterbenden. während dem zweiten,
dem stillen satz kippt ein zuhörer hinten im halbdunkel der kirche ohnmächtig und
krachend zwischen die bänke. diese musik und dieser zwischenfall führen zu
einer art kollektivem schauder. würden nicht die letzten sonnenstrahlen eines
prächtigen bergsommertages durch die kirchenfenster grüssen, verliesse man
diesen ort tieftraurig.
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