wollten
sie auch immer schon mal einer hirnoperation beiwohnen, live? bitte: zunächst
wird der patient notdürftig geduscht, ein bisschen dreck bleibt noch kleben,
dann ein scharfer schnitt quer über die stirn, blut spritzt in alle richtungen,
die brechzange kommt zum einsatz, auf dem tisch liegt das ersatzorgan, eine
menschliche hypophyse, bereit unter, sagen wir mal, hygienisch suboptimalen
bedingungen, der ausführende professor preobraschenski atmet schwer, der
patient atmet noch. der patient heisst sharik und ist ein hund. die operation
geht schief: statt einem verjüngten hund resultiert ein mensch mit animalischen
instinkten, die er bis zum finalen abmurksen seiner entourage voll auslebt. die
schöpfung wendet sich gegen ihren schöpfer; kein wunder, war michail bulgakows
erzählung „hundeherz“ in der sowjetunion zu zeiten der kommunistischen
volksbeglückung verboten. jetzt hat sich pedro martins beja diese ätzende
satire im zürcher theater neumarkt vorgeknöpft – und nicht nur die zentrale
operation, sondern der ganze abend ist ein fulminantes spektakel für augen und
ohren und, ja eben, hirn: das gesellschaftliche experiment wird in jeder
beziehung ausgeweidet. maximilian kraus als sharik winselt und schnaubt und
hetzt, dass man zum hundefreund werden könnte, und sagt dann plötzlich mal ganz
ordinäre und mal ganz kluge dinge. ein durchtriebener hund. ein gefährlicher
hund. ein genialer hund, dieser junge mann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen