für
verdis „trovatore“ hat pierre-andré weitz der bayerischen staatsoper eine
gigantische drehbühne mit einer art bergwerk gebaut, mit blechhütten und einer dampflok,
mit leitern, aufzügen und riesigen zahnrädern (nun ja, die oper als kraftwerk
der gefühle wieder mal). ein bühnenbild fast noch komplexer als die story von
den zwei brüdern luna und manrico, die für unterschiedliche politische ideale,
aber um die gleiche frau kämpfen, ohne zu wissen, dass sie brüder sind. weil so
eine drehbühne enorm aufwändig ist, muss sie amortisiert, also dauerbewegt werden.
nicht sopran, mezzo, tenor und bariton sind hier die protagonisten, sondern
geschätzte 40 bühnenarbeiter, die das monströse teil permanent schieben,
drehen, wenden. bei so viel aktivismus und so vielen visuellen reizen bleibt
paolo carignanis dirigat, das nicht auf vordergründige effekte, sondern auf
differenzierte zeichnung setzt, einigermassen chancenlos. die bühne stiehlt
verdi die show. und regisseur olivier py setzt noch einen drauf: einmal wird
der tenor variétémässig in zwei teile zersägt, einmal fesselt ihn seine vermeintliche mutter mit einer langen roten leine an sich (aha, nabelschnur-kompensation,
erkennt der vulgärpsychologe sofort). und dann: im vierten akt kommt die überstrapazierte
drehbühne endlich mal zur ruhe und krassimira stoyanova (leonora) singt, ganz allein
im grossen dunklen raum, ihre arie von den seelenqualen und der todessehnsucht
der zwischen den beiden männern hin- und hergerissenen, berührend und
beklemmend. die melodie steht erstmals an diesem abend im mittelpunkt, ein
grossartiger moment für eine grossartige stimme. wogegen die stimme von
lokalmatador jonas kaufmann (manrico), dem die älteren groupies hier nach wie
vor ungebremst zujubeln, im piano und in tieferen lagen glanzlos bis gequetscht
wirkt, kurz: die zukunft schon hinter sich hat.
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