Samstag, 26. Oktober 2013

GENÈVE: RESESTENCE!

widerstand ist wichtig. also sperrt der junge genfer informatiker, autor und theatermacher nicolas vivier in seinem neuen stück drei typen und eine junge frau in einen keller. dort grübeln sie und faseln und trinken und planen: la résistance. gegen die kleingeistigen beamten, gegen die konsumindustrie, gegen den staat, der hier sogar die sprechdauer und die vokale rationiert hat (deshalb „resestence!“). die energie der vier reicht jedoch nicht über den keller hinaus, ihre revolution findet nicht statt, trotzdem werden sie verhaftet. vivier hat seinen ionesco und seinen beckett gelesen und versteht es hervorragend, kluge reflexionen über widerstand und freiheit in absurdes theater zu übersetzen. ein schmieriger präsentator mit geschmackloser langhaarmähne und weisser plastikbrille hilft ihm dabei, lullt zu beginn lästig die leute ein („l’industrie prend soin de nous“) und moderiert später den schauprozess gegen die widerständler als widerliche tv-reality-show, wo er ihre zeugenaussagen mit zynischem piano-gesäusel kommentiert; dario brander lebt in dieser rolle seine dunklen seiten aus. die compagnie la ruche verhandelt während kurzweiligen 75 minuten die grenzen zwischen wunsch und wirklichkeit, zwischen realität und phantasie, zwischen politik und wahnsinn. am schluss grübeln sie wieder und faseln und trinken. und über ihren köpfen flimmern die menschenrechte richtung bühnenhimmel, mit rationierten vokalen. der überaus amüsante abend ist auch ein überaus philosophischer abend.

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