widerstand
ist wichtig. also sperrt der junge genfer informatiker, autor und theatermacher
nicolas vivier in seinem neuen stück drei typen und eine junge frau in einen
keller. dort grübeln sie und faseln und trinken und planen: la résistance.
gegen die kleingeistigen beamten, gegen die konsumindustrie, gegen den staat, der
hier sogar die sprechdauer und die vokale rationiert hat (deshalb „resestence!“).
die energie der vier reicht jedoch nicht über den keller hinaus, ihre
revolution findet nicht statt, trotzdem werden sie verhaftet. vivier hat seinen
ionesco und seinen beckett gelesen und versteht es hervorragend, kluge
reflexionen über widerstand und freiheit in absurdes theater zu übersetzen. ein
schmieriger präsentator mit geschmackloser langhaarmähne und weisser plastikbrille hilft ihm dabei, lullt zu beginn lästig die leute ein („l’industrie
prend soin de nous“) und moderiert später den schauprozess gegen die widerständler
als widerliche tv-reality-show, wo er ihre zeugenaussagen mit zynischem
piano-gesäusel kommentiert; dario brander lebt in dieser rolle seine dunklen
seiten aus. die compagnie la ruche verhandelt während kurzweiligen 75 minuten
die grenzen zwischen wunsch und wirklichkeit, zwischen realität und phantasie,
zwischen politik und wahnsinn. am schluss grübeln sie wieder und faseln und
trinken. und über ihren köpfen flimmern die menschenrechte richtung
bühnenhimmel, mit rationierten vokalen. der überaus amüsante abend ist auch ein
überaus philosophischer abend.
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