innerhalb
von zwei tagen bricht das bürgerliche kartenhaus zusammen. muss man sich mal
vorstellen. innerhalb von zwei tagen. steht so im programmheft. henrik ibsens
generalstochter hedda gabler kommt von der hochzeitsreise zurück und schafft
es, innerhalb von zwei tagen ausnahmslos alle in ihrer umgebung mit ihrem
eigenen unglück zu vergiften: keine zukunft, nur schatten, verleumdungen, verletzungen,
ennui. hausherr martin kusej stellt die figuren in seiner inszenierung am
münchner residenztheater (wo das stück 1891 uraufgeführt wurde) in einen
riesigen schwarzen raum, kaum möbliert. hier haben alle schon verloren. fin de
siècle, fin de vie. birgit minichmayr als hedda spannt die fäden, über die alle
durch den dunklen raum taumeln und mit ihr in den abgrund stürzen. sie spielt
diese frau, die keinen umgang mit den gesellschaftlichen konventionen findet,
als kalte schlange. etwas gar monoton kalt, immer verschränkte arme, immer
ungerührte miene, immer gleiche stimmlage. pessimismus kiloweise, und man fragt
sich, wo der funke leben ist oder war, der dieser frau überhaupt freunde
beschert hat. ein einziges mal rafft sie sich zu einer annähernd menschlichen
geste auf und legt ihrem alten freund ejlert die hand auf die schulter. um ihm
mit der anderen hand die pistole zu überreichen, auf dass er sich erschiesse.
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