eine
junge frau ist ungewollt schwanger und redet dummes zeug. blackout. eine alte
frau löffelt haferbrei und betet dazu. blackout. drei sitzen am tisch und reden
nichts, bis eine ohrfeige knallt. blackout. „fegefeuer in ingolstadt“. blackout.
blackout. blackout. bestimmt mehr als 50 blackouts in 100 minuten. sehr nervig:
die blackouts dauern oft länger als die szenen davor. und das allernervigste ist nicht
die bild-, sondern die tonspur: die stimmen ertönen nicht live, sondern ab
band, und die schauspieler bemühen sich, die lippen synchron zu bewegen. die
münchner kammerspiele bieten quasi ein illustriertes hörspiel. das lenkt völlig
ab: ich höre nicht auf den text, sondern hoffe, dass die schauspieler den
einsatz zur tonkonserve nicht verpatzen. und ich bin nicht der einzige. dabei
wäre die flackernde super-8-ästhetik der frühen 60er-jahre, die regisseurin
susanne kennedy gewählt hat, ein absolut idealer rahmen für marieluise
fleissers sprachmächtige analyse der sprachlosigkeit im katholischen provinz-mief,
wo der übergang vom alltag zum fegefeuer und vom fegefeuer zur hölle fliessend
ist. alles verschenkt. frau kennedy reduziert frau fleissers drama auf satzfetzen, entstellt es mit
fassbinder-zitaten und harten schnitten bis zur unkenntlichkeit und will
provozieren um jeden preis. das gelingt ihr ganz hervorragend. das publikum
reagiert gereizt, aufgebracht, verständnislos: während auf der bühne sehr
redundant gebetet wird, schreien einige im parkett das ende herbei. immerhin: anschliessend
im „blauen haus“ diskutiert das premierenpublikum auch zu vorgerückter stunde
nicht über forellenmousse und alpenochsenlende und wochenendpläne, sondern immer
noch – eifrig bis erbittert – über die inszenierung. welche regisseurin schafft
das noch?
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