warum
theater? „weil es eine total ehrliche form ist, eine geschichte zu erzählen. da
steht jemand, der mich mitnimmt auf eine reise, der stinkt, der schwitzt, der
komisch aussieht, der nicht sprechen kann, der fehler macht. aber der schafft
es, eine utopie loszuspinnen, mich zu entführen, mir mut zu machen.“ so sieht
das der regisseur simon solberg (33) im spielzeit-heft des münchner
volkstheaters. – wenn volkstheater-intendant christian stückl (51) jetzt georg
büchners (22) revolutionsdrama „dantons tod“ zeigt, dann scheint ihm genau diese „total
ehrliche form“ vorzuschweben: sechs junge hitzköpfe spielen sechs junge hitzköpfe.
ein schuppen, der vielleicht mal ein salon war, wo jetzt aber zwischen kaputten
brettern nur noch staub auf den wenigen sesseln und ein paar alten weinflaschen
liegt, bildet die ideale szenerie: auf diesem holzboden der geschichte ringen
danton (35) und seine jungen mit- und widerstreiter um die richtige idee, den
richtigen weg. historische kostüme und perücken – und trotzdem lässt dieses
kraftvolle junge ensemble büchners zwischen politik und poesie mäandrierende
sprache zeitlos, ja heutig strahlen. zögern, zaudern, zweifeln an der richtigen
idee, schwitzen und stinken und hartnäckig dranbleiben an der utopie, 1794 und
2012.
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