Samstag, 17. November 2012

MÜNCHEN: ASYMMETRISCHE BÜRGER

was macht ein spärlich behaarter, schwarz gewandeter oberammergauer philosophielehrer, der den rechten arm im gips und eine getrüffelte kartoffelsuppe vor sich hat? er versucht nicht, die suppe mit der linken hand zu essen, sondern lässt sie sich von seiner partnerin, einer schwarz gewandeten oberammergauer lateinlehrerin, einlöffeln. was vom existentialismus halt so übrig bleibt. wir gucken diskret in eine andere richtung. da sitzen sieben ultimative nerds (hornbrillen, asymmetrische bärte, blackhawks-sweatshirts) tisch an tisch mit weisshaarigen deutschen bildungsbürgern (die einsamkeit der baumwollfelder…). existentialismus, blackhawks und baumwollfelder in einem einzigen lokal? es ist unsere lieblingsbeiz in münchen, mit dem etwas sperrigen namen „conviva im blauen haus“. das ist das moderne, helle, ganz und gar symmetrische restaurant der münchner kammerspiele (hildegardstrasse 1): die eine hälfte fürs personal, die andere hälfte fürs publikum, in der mitte eine schwere alu-schiebewand, die im verlauf des abends geöffnet wird, auf dass sich schauspieler und –innen und zuschauer und –innen treffen, begegnen, vermischen. dazu werden zum beispiel steinpilzravioli gereicht oder tafelspitz oder ziegenkäseflan mit grillgemüse oder blutwurst mit ingwerkruste. die karte ist so abwechslungsreich wie das publikum. ein symmetrisch wie kulinarisch überaus gelungenes konzept.

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