Samstag, 9. April 2011

SURSEE: ELF, ZEHN, NEUN, ACHT...

"die zwölf geschworenen" sitzen um einen ovalen tisch herum, die einen elegant gekleidet, andere leger oder ärmlich – aber alle ausschliesslich schwarz und weiss, mal mehr weiss, mal mehr schwarz, da uni, dort gemustert. schwarz oder weiss, gut oder böse, schuldig oder nicht schuldig. darum geht es hier, darüber müssen die zwölf geschworenen entscheiden. tod auf dem elektrischen stuhl kann das für einen 19jährigen bedeuten, der des mordes an seinem vater angeklagt ist. das urteil der geschworenen muss einstimmig sein. doch einer zweifelt. bernadette schürmann inszeniert den bekannten kino-stoff (1957) im somehuus in sursee mit zwölf laien aus der gegend. es ist stickig im engen somehuus-keller. das publikum sitzt in steil aufsteigenden reihen auf  beiden seiten, direkt über dem geschworenen-tisch. so kann man sich als zuschauer diesem ringen um ein gerechtes urteil nicht entziehen, wird teil der zunehmend verzweifelteren auseinandersetzung um vorwürfe und vorurteile, um fremdenhass und standesdünkel. es ist das grosse verdienst dieser inszenierung und dieser zwölf darstellerinnen und darsteller, dass sie eben gerade nicht ins schwarz-weiss-schema abgleiten, sondern mit grosser sorgfalt die schwierige suche nach wahrheit nachzeichnen. einer nach der anderen gerät – unterschiedlich schnell und unterschiedlich differenziert – zunächst ins denken und dann ins umdenken. das packt, nicht zuletzt auch wegen der sehr saftigen, sehr heutigen mundart. (weitere vorstellungen bis 16.april)

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