Freitag, 16. September 2016

LUZERN: PROMETEO

ein mutiger anfang. da kommt einer, räumt die bühne und den zuschauerraum des luzerner theaters leer, baut sie bis zur unkenntlichkeit um und führt in diesem von shakespeares globe inspirierten runden raum luigi nonos „prometeo“ auf, ein werk, das sich allen gängigen erwartungen an ein musiktheater radikal entzieht: keine figuren, keine handlung, keine dramaturgie. der neue intendant benedikt von peter und sein musikalischer leiter clemens heil verwickeln ihr luzerner publikum zum start in eine zweieinhalbstündige klangskulptur, weil sie dieses publikum zum hören animieren wollen, zum hinhören, zum genauen hören, zum entdecken, was diese ungewöhnlichen klänge im kopf und im körper auslösen. ein mutiger anfang und für den start in eine neue ära ein ausgesprochen kluger. das luzerner sinfonieorchester und die gesangssolisten sind in grüppchen verteilt auf den rängen, während das publikum unten im abgedunkelten rund sitzt, steht oder auf matten liegt und sich diesen klangwelten in immer neuen positionen aussetzen kann. luigi nono liess sich für seine melodienfetzen über die trümmer der menschlichen katastrophen und das überwinden von klippen von aischylos, sophokles, hölderlin und walter benjamins „geschichtsphilosophischen thesen“ inspirieren. ihre texte wandern als lichtspiel immer wieder über die holzwände und die körper des publikums. wie mit so einfachen mitteln aus einer durchaus kopfig konzipierten komposition ein sinnliches, einlullendes, beflügelndes musik-erlebnis entsteht, das ist das eigentlich spektakuläre dieses abends.

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