Donnerstag, 15. August 2024

WATTWIL: DIE TOTEN OSTSCHWEIZER

„der wettermacher“ von peter weber erschien 1993. der autor war gerade mal 25 jahre alt. „furioses debut“, „brillant“, alle lobten das buch, gelesen habe ich es damals nicht. verpasst? ja, welche bücher habe ich verpasst? die schweiz-seiten der „zeit“ listeten zu beginn des sommers verdankenswerterweise 50 beispiele von schweizer literatur auf, die man keinesfalls verpasst haben sollte. darunter auch „der wettermacher“. also endlich lesen! hunderte von episoden, die sich in wattwil, lichtensteig, ebnat-kappel, alt st. johann, unterwasser zutrugen, fügt weber mit barocker sprachwucht zum umfassenden porträt seiner familie und zum umfassenden porträt des toggenburgs. in dieser kargen talschaft zwischen churfirsten und säntis lebten vor hundert jahren auch meine ahnen (was für ein zauberhaft altmodisches wort). höchste zeit also, mich meinen wurzeln anzunähern, dank weber in geradezu volkskundlicher manier, denn er beschreibt präzis bis ins detail. ja, ich habe etwas verpasst, denn jetzt kann ich sagen, dass mir das toggenburg nie näher war als in diesem buch. „der wettermacher“ strotzt vor fabulierlust und liefert ein rattenscharfes röntgenbild meiner ur-heimat, rattenscharf und erbarmungslos. am heftigsten auf seite 202: „ich hatte nur noch einen gedanken: wie lassen sich sämtliche ostschweizer dieser erde totmachen?“

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