Mittwoch, 21. August 2024

MARTIGNY: SUR LES TRACES DE TINTIN

tim und struppi, da hängen die beiden also, neben all den cézannes und renoirs, für die die meisten nach martigny pilgern. tim und struppi in der renommierten fondation gianadda? das ist – auch wenn man hergé, dem schöpfer der beiden, und seiner nicht ganz sauberen einstellung zu anderen kulturen und systemen aus heutiger sicht kritisch begegnen muss – eine wirklich hübsche geschichte. léonard gianadda, der 1935 geborene gründer der fondation, war seit frühester kindheit ein absoluter tim-und-struppi-fan („tintinophile“ heisst das im französischen). in den fünfziger- und sechzigerjahren reiste er als fotoreporter um die welt, exotische länder, fremde kulturen, spannende menschen überall, doch tintin, seinen helden, verlor er nie ganz aus den augen. auf dem roten platz in moskau, auf der „queen elizabeth“, in der jordanischen wüste, auf dem markt in zagreb – immer wieder schoss gianadda mit seiner rolleiflex und seiner leica schwarz-weiss-bilder, die szenen aus den „aventures de tintin“ teilweise aufs haar glichen. oft sieht man ihn an der stelle seines kleinen reporter-vorbilds. „sur les traces de tintin“ (auf den spuren…..) heisst die sympathische kleine schau in martigny, die hergés zeichnungen und gianaddas bilder jetzt zusammenbringt, wohl vier dutzend, immer paarweise, ein optischer dialog. das ist ein riesiges vergnügen, für tim-und-struppi-freaks ebenso wie für freundinnen und freunde exquisiter fotoreportagen. interessant übrigens, dass sich léonard gianadda mit 88 nicht mehr erinnern konnte, ob er diese bilder auf seinen ausgedehnten reisen damals ganz gezielt schoss oder ob da das unterbewusstsein mitspielte. beides denkbar, daran erkennt man den wahren tintinophilen.

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