Mittwoch, 14. August 2024

LUZERN: REQUIEM FOR A POET

die jugend eröffnet das lucerne festival. doch was nach aufbruch, energie, zukunft klingt, beginnt zunächst einmal schwer und traurig: das youth symphony orchestra of ukraine spielt das „requiem for a poet“, ein neues werk von evgeni orkin. der dichter, an den es erinnert, ist maksym krywzow, der im januar 2024 an der front in der ukraine starb, wenige tage vor seinem 34. geburtstag und kurz nach der veröffentlichung seines ersten gedichtbandes. per facebook bat krywzow seine leserinnen und leser, ihm eine seitenzahl und eine zeile zu nennen, er anwortete darauf mit der entsprechenden stelle aus seinem buch und seiner aktuellen stimmung. das requiem ist eine vertonung dieses letzten chats. der bariton andrei bondarenko singt mit bewegter, bebender stimme die worte des dichters, eine frauenstimme vom sampler flüstert die fragen und die kommentare. dazu eine musik, pendelnd zwischen zartem glockenspiel und abgründigen streichersequenzen, kontemplation und aufschrei gleichermassen, ein klagegesang über den schrecken des krieges. „maksym is no longer with us“, schreibt plötzlich jemand - der dichter ist tot, der chat verstummt, der bariton verstummt. oksana lyniv, die erste frau, die in bayreuth am pult stand, die erste frau, die in italien ein opernhaus leitet, dirigiert diese uraufführung ganz in schwarz mit der blau-gelben bauchbinde der ukraine. man spürt jeden augenblick, wie wichtig ihr dieses orchester, dieses werk, diese botschaft sind. danach stehen das cellokonzert von edward elgar (1919, auch dies vom krieg beeinflusst) und als bewusst gewählter kontrast (prinzip hoffnung…..) die frühlingssinfonie von robert schumann auf dem programm, von diesen jungen musikerinnen und musikern ebenfalls brillant dargeboten. im kopf indes dreht immer wieder und vor allem das tieftraurige requiem vom anfang weiter, nachhaltig und schmerzlich.

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