Sonntag, 18. Dezember 2022

LUZERN: WAS FÜR EIN THEATER?!?!

nein. bitte nicht. bitte nicht dieses theater, das jetzt den architekturwettbewerb für den dringend notwendigen neubau in luzern gewann. eine riesige doppelscheune mit mehrheitlich fensterlosen fassaden will das architekturbüro ilg santer an die reuss stellen. das alte theater lassen die projektverfasser stehen, nicht weil sie es toll finden („für uns ist es nicht in erster linie ein baudenkmal, sondern vor allem ein teil von luzerns kollektivem gedächtnis“), sondern weil sie vermutlich ihre chancen im wettbewerb vermehren wollten. mit grösstem erfolg, wie man sieht. mit ihrer wuchtigkeit ist die doppelscheune von ilg santer eine städtebauliche faust aufs auge, sie erschlägt den alten theaterbau von oben und die jesuitenkirche von der seite. so weit, so unerfreulich. der blick ins innere und auf die pläne macht allerdings auch nicht glücklicher. vermutlich haben diese architekten schon einige mehrzweckhallen entworfen, aber noch nie ein theater. der grosse saal mit 600 plätzen strahlt eine geradezu abweisende nüchternheit und kälte aus. und der bisherige zuschauerraum im altbau, dessen hässlichkeit im halbdunkel der aufführungen ja kaum auffällt, wird zum mehrstöckigen foyer; die hässlichkeit wird so mit mehr licht voll zur geltung kommen. das restaurant schliesslich, das ein treffpunkt für die stadt sein müsste, wird im bisherigen bühnenhimmel versteckt. bestimmt werden vereinzelte hartnäckige den komplizierten weg dorthin finden. das ganze ist ziemlich mutlos (altbau als mitgift) und ziemlich mutig (doppelscheune als monolith an der reuss), kurz: ein flickwerk. ich kann die euphorie der städtischen behörden (oder ist es nur der stadtpräsident?) und der stiftung luzerner theater nicht nachvollziehen.  

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